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Anstrengend

war es gestern Vormittag ...
Mein Bruder war mit mir im Krankenhaus und so konnten wir in den Gesprächen mit der Ärztin und der Koordinationsstelle viele Informationen "verarbeiten" ... der Betreuugsantrag wurde umgehend gestellt - unabhängig davon, wer die Betreuung übernimmt ... meine Mutter droht zu verhungern und zu verdursten und es muss umgehend eine Sonde gelegt werden ...

* * * * *
Meine Mutter isst und trinkt viel zuwenig,- und wenn man nicht permanent jemanden neben sie stellt, der sie an beides erinnert, tut sie es nicht ...
Als wir bei ihr im Zimmer waren, gab es erst mal einen großen Schock ... man hat ihr die Zahnprothesen ausgezogen und das entstellt ein Gesicht ungeheuer ... sie hat in den wenigen Tagen unendlich an Gewicht verloren und es war ein erschütterndes Bild, sie so zu sehen ...

Für mich faszinierend ihre Reaktion, als sie ihren Sohn gesehen hat ... ich denke, dass es das erste Mal seit 10 Jahren war ... sie war ganz aus dem Häuschen und konnte sich kaum noch einkriegen ... es war einerseits sehr anrührend und doch tat es weh, denn die Freude war einseitig und auch in ihrem verwirrten Geisteszustand drang dies zu ihr durch ...

* * * * *
Ich habe ein bißchen mit ihr geschimpft, weil sie zuwenig trinkt und kaum isst - sie tat dies mit einem Schulterzucken ab ... es wäre ausreichend für das, was sie noch vor hätte ...

Meine Mutter ist in den letzten Jahren zu einem sehr gläubigen Menschen geworden -
und als ich sie gestern so da auf dem Bett sitzen sah, dachte ich mir, dass sie für sich endlich das gefunden hat, was sie seit unendlich vielen Jahren gesucht hat : Frieden mit sich selbst ...

Es hat mich gefreut, sie so zu sehen - auch wenn es mir leid getan hat, dass sie so lange auf diesen Frieden warten musste ...

Wenn sie kommende Woche aus dem Krankenhaus entlassen, wird kommt sie in eine vollstationäre Pflegeeinrichtung ... sie wird ihr Haus vermutlich nicht mehr betreten ... möglich, dass sie soviel Kraft hat, dass ich mit ihr gemeinsam noch mal hin gehe und sie sich private Sachen aussuchen kann ... ich glaube es eher nicht, denn schon die Tage hat sie mir in einem wachen Moment gesagt, dass sie mit dem Haus abgeschlossen hat ...

 * * * * *

Ich werde in den kommenden Wochen mit meinem Bruder zusammen das Haus leer räumen, dass der weltbeste Ziehvater für meine Mutter gebaut hat ... in dem ich entscheidende Jahre meiner Kindheit und Jugend verbracht habe ... den weltbesten Ziehvater an meiner Seite ... und meine Mutter ganz weit weg, wenngleich im selben Haus lebend ...

Wir waren gestern nach dem Krankenhaus noch dort, sind durch gegangen und ich habe nichts wieder gefunden, was mich an die glücklichen Jahre erinnert hat ...
nichts, was die Erinnerung aufleben liess ...
nichts, was mich zum Lachen gebracht oder zu Tränen gerührt hätte ...

Schon seltsam - das Alles -

ich kann meine Gefühle und Gedanken nirgendwo einordnen ...
stehe so einen halben Meter neben mir und schau mir zu ...
bin weder traurig noch froh ...
aber von einer großen Erleichterung erfüllt, die ich nicht zuordnen kann ...

Das Leben halt, oder ?

 

SannA 30.07.2010, 22.47

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Hanna

Bist du überzeugt,daß deine Mutter eine Magensonde haben möchte?
Flüssigkeit geht auch ohne Sonde!

vom 31.07.2010, 09.53
Antwort von SannA:

Hallo Hanna -

schick mir doch bitte Deine Mailadresse!

LG, SannA


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